Zwischen Schulbank und Kita-Alltag
Neue Wege in der Ausbildung

Ausgabe 1/2025
Katharina Ringwelski arbeitet seit August 2024 als Ausbildungskoordinatorin für die 31 Kitas der AWO Familienglobus gGmbH. Diese Position wurde mit städtischen Fördermitteln im Rahmen der Ausbildungsoffensive für Erzieher*innen und Kinderpfleger*innen geschaffen.
In ihrer Rolle betreut Katharina Ringwelski die Auszubildenden im Kita-Bereich und koordiniert die Zusammenarbeit mit den Kita-Leitungen, den Fachberatungen der AWO sowie den externen Berufskollegs und Schulen, in denen die theoretische Ausbildung stattfindet. Derzeit bildet die AWO Düsseldorf rund 60 Menschen als Erzieher*innen und Kinderpfleger*innen aus. „Meine Aufgabe ist es, mich um alles zu kümmern, was die Ausbildung betrifft und für einen erfolgreichen Ausbildungsweg unserer Schüler*innen notwendig ist“, sagt Katharina Ringwelski. „Ich bin Ansprechpartnerin für individuelle Fragen und Probleme, höre mir die konkreten Bedarfe an und versuche dann, die Anliegen zwischen den Schnittstellen zu koordinieren und den Betroffenen Lösungswege aufzuzeigen.“
Konkret besucht sie die Auszubildenden an ihren Arbeitsstellen, nimmt an Austausch- und Diskussionsterminen in Schulen teil und führt Dialoge mit Einrichtungsleitungen und Anleitungen. Dabei geht es um Themen wie die Bewältigung der schulischen Anforderungen und individuelle Aspekte wie die Balance zwischen Ausbildungs- und Erholungszeit oder das Zeitmanagement in der Vollzeit-Arbeitswoche.

Perspektiven für den Job
„Ich bin gerade näher an denjenigen, die jetzt in die Prüfung gehen, um zu schauen, wo es noch hakt und was wir dagegen tun können. Gleichzeitig zeige ich den bald fertig ausgebildeten neuen Kolleginnen und Kollegen Perspektiven in der AWO für die Zeit nach der Ausbildung auf“, erklärt Katharina Ringwelski.
Das Ziel ist, die Auszubildenden so zu begleiten, dass sie die Prüfungen bestehen. Gleichzeitig sollen individuelle Wünsche berücksichtigt werden, um die neuen Kräfte anschließend bei der AWO Düsseldorf zu halten.
Nuran Breuer, Geschäftsführerin der AWO Familienglobus gGmbH, sieht die Funktion der Ausbildungskoordinatorin im Gesamtzusammenhang der Fachkräftegewinnung im Kita-Bereich: „Wir erleben einen akuten Fachkräftemangel. Durch die Ausbildung junger Menschen können wir diesem Mangel gezielt entgegenwirken und einen wichtigen Beitrag zur Sicherung des Unternehmensnachwuchses leisten. Auszubildende bringen frische Ideen und Perspektiven, was ich für die betriebliche Weiterentwicklung von zentraler Bedeutung erachte. Mit der zusätzlichen Unterstützung unserer Ausbildungskoordinatorin leisten wir einen wichtigen Beitrag zur langfristigen Bindung von Mitarbeitenden, denn unsere Erfahrung zeigt, dass gut ausgebildete und betreute Auszubildende sich mit der AWO Düsseldorf identifizieren und sehr gerne bei uns bleiben.“
Die Berufskollegs haben die Hoheit über das Curriculum – Inhalte, Planung, Organisation und Überwachung der Ausbildungsprozesse. In den Praxisstellen lernen die Auszubildenden die praktische Anwendung und Umsetzung der vermittelten Theorie.
Betreuung und Beratung
Zu den Kernaufgaben der Ausbildungskoordinatorin gehören die enge Betreuung und Beratung der Auszubildenden, die Kommunikation mit Berufsschulen und Ausbildungsleiter*innen sowie die Zusammenarbeit mit Fachberatungen und der Hauptabteilungsleitung. „Ich sehe es als meine Aufgabe, die unterschiedlichen Erwartungen und Bedürfnisse der Beteiligten zu erkennen und daraus möglichst zielgerichtet zu handeln. Am Ende geht es immer um gute Lösungen für alle.“
Katharina Ringwelski hat die Rolle im Sommer 2024 auf Basis ihrer verschiedenen Qualifikationen übernommen. Als ausgebildete Bankkauffrau und Dipl.-Betriebswirtin hat sie einen Blick für Budget- und Ressourcenmanagement. Dank ihrer psychologischen Kompetenzen und langjährigen Erfahrung im Coaching und in der Prozessbegleitung entwickelt sie Ideen zur Verbesserung der Ausbildungsprozesse und Konzepte, die den Schüler*innen bestmögliche Unterstützung bieten sollen.
„Wir sind noch am Anfang der Umsetzung. Die vergangenen Monate habe ich genutzt, um im Austausch mit allen Schnittstellen Erfahrungen zu sammeln, die jetzt in Konzepte fließen sollen. Mein Ziel ist es, eine Struktur zu entwickeln, die allen Einrichtungen gleiche Orientierung im Verlauf der Ausbildungsprozesse gibt. Das soll nach und nach für Vergleichbarkeit, bessere Hilfsangebote und günstigere Entwicklungsentscheidungen sorgen.“ Zudem berät sie die Leitungsebene, welche Ressourcen – vor allem zeitliche – den am Ausbildungsprozess beteiligten Menschen eingeräumt werden sollten, um ihren Aufgaben bestmöglich nachzukommen.

Veränderungen in der Ausbildung
Im Kita-Bereich der AWO Düsseldorf fühlt sich Katharina Ringwelski sehr wohl. „Ich empfinde meine Arbeit als sinnvoll – insbesondere dann, wenn es darum geht, den Menschen Mut zu machen, diesen ambitionierten Weg zu gehen.“ Lehrer*innen, Einrichtungsleitungen und Fachberatungen haben in den letzten Jahren große Veränderungen in der Ausbildung für den Kita-Bereich beobachtet. „Vor zehn Jahren gab es überwiegend deutsche Muttersprachler*innen und die Ausbildung war anders gegliedert mit zwei Jahren Schule und einem Jahr Praxis“, so Katharina Ringwelski. Mit der PiA-Form (Praxisintegrierte Ausbildung, sieh Info-Kasten) erreicht man auch ältere Menschen oder solche mit Familie, weil von Anfang an ein Ausbildungsgehalt gezahlt wird.
Aktuell haben über 50 Prozent der Bewerber*innen einen Migrationshintergrund. „Wir müssen das Thema Ausbildung in der Fremdsprache Deutsch ernst nehmen. Voraussetzung für einen Start an den Berufskollegs ist das B2-Zertifikat in Deutsch, was aber nicht bedeutet, dass diese Menschen die Sprache fehlerfrei sprechen und schreiben können. Hier ist enge Zusammenarbeit mit den Schulen erforderlich, um das hohe Ausbildungsniveau zu halten und gleichzeitig dafür zu sorgen, dass diese Schüler*innen gleiche Chancen haben, die Ausbildung zu schaffen.
Die Ansprüche in der Ausbildung sind hoch. Die Auszubildenden haben in der Regel eine 39-Stunden-Woche, wobei etwa 20 Stunden oder mehr für die Schule lernen müssen, und es geht vor allem um Selbstorganisation“, sagt die Koordinatorin. Die Schulen digitalisieren immer mehr. „Die Schüler*innen erhalten ein großes Angebot an Inhalten, die sie bearbeiten können, aber auch viele Aufgaben mit engen Abgabefristen.“
Selbst organisiertes Lernen
Das selbst organisierte Lernen fällt nicht jedem leicht und führt manchmal zu Überforderung. Die meisten Auszubildenden sind sehr engagiert, weil sie Freude am Kita-Umfeld haben. „Weder unter den PiA-Erzieher*innen noch bei den Kinderpfleger*innen habe ich jemanden angetroffen, der die Ausbildung als Notlösung sieht“, sagt Katharina Ringwelski. Dennoch braucht es einige Zeit, um den Spagat zwischen Schule und Arbeit zu meistern.
Die jüngsten Auszubildenden sind knapp unter 18 Jahren, die älteste ist über 50. Es gibt Mütter mit erwachsenen Kindern, Alleinerziehende mit kleinen Kindern und Frauen, die sich nach der Familienphase beruflich neu orientieren möchten. „Ich ziehe meinen Hut vor den Frauen und den insgesamt noch wenigen Männern: Sie absolvieren diese komplexe Ausbildung in einer Fremdsprache und sind durchweg sehr engagiert und kreativ, um diese doppelte Herausforderung zu meistern.“
Ursprünglich wollte die Ausbildungskoordinatorin nach dem Start alle 31 AWO-Kitas besuchen, was bisher noch nicht komplett gelungen ist, aber zeitnah erfolgen soll. Zu den Einrichtungsleitungen, mit denen sie bisher zu tun hatte, hat sie einen guten Draht gefunden. Zudem gab es eine Willkommensveranstaltung für alle neuen Auszubildenden. Mit der Abteilung Ehrenamt bei der AWO wurde bereits ein Projekt für Azubis mit Sprachproblemen in der Schule gestartet – Ehrenamtler*innen helfen in Form von Lernpatenschaften in Deutsch und tragen so dazu bei, dass die Schüler*innen mit dem Schulstoff besser zurechtkommen.
Neben ihrer Tätigkeit für die AWO Düsseldorf berät Katharina Ringwelski freiberuflich Führungskräfte in Unternehmen. Ein großes Interesse am Tätigkeitsbereich und Freude am Umgang mit Menschen sind dabei essenziell – egal, ob es sich um Berufsstarter*innen oder berufserfahrene Menschen in Leitungspositionen handelt.
Text: Wolfram Lotze, Fotos: Eugen Shkolnikov
Infos
Die AWO-Kitas
Die 31 Kindertagesstätten der AWO Düsseldorf sind über das ganze Stadtgebiet verteilt. Sie sind Orte der liebevollen Betreuung, ganzheitlichen Versorgung und frühkindlichen Bildung. Unsere Kitas bieten als Schwerpunkte u. a. Inklusion, Musik, Bewegung, Ökologie und Gesundheitsförderung.
Praxisintegrierte Ausbildung (PiA)
Bei der Praxisintegrierten Ausbildung (PiA) lernen die Auszubildenden von Beginn an parallel die praktische Arbeit in einer Kita und an einer Fachschule oder einem Berufskolleg die theoretischen Inhalte. Bei PiA sind somit Theorie und Praxis eng miteinander verzahnt. Die Auszubildenden erhalten während der gesamten Ausbildungszeit ein Gehalt und können das Gelernte direkt im Arbeitsalltag anwenden.