Mehr als Pflege

Mentale Stärke und digitale Innovationen: Fachtag Pflege 2025

Die Vertreter*innen der liga wohlfahrt düsseldorf von Arbeiterwohlfahrt Düsseldorf, Caritasverband Düsseldorf, dem Paritätischen Wohlfahrtsverband, DRK, Diakonie Düsseldorf und Jüdische Gemeinde Düsseldorf, hier mit Stadtdirektor Burkhard Hintzsche (Mitte) und liga-Sprecherin Marion Warden (3.v.r., AWO Düsseldorf).

 

Was stärkt die mentale Gesundheit von Pflegefachkräften? Was macht glücklich und widerstandsfähig im Beruf? Und welche digitalen Entwicklungen können im Pflegesektor unterstützen? Diese Fragen wurden am Tag der Pflege beim Pflegefachtag der liga wohlfahrt düsseldorf diskutiert. 

„Es geht um die Arbeit und das Wohlbefinden unserer Pflegekräfte“, eröffnete liga-Sprecherin und Kreisgeschäftsführerin der AWO Düsseldorf Marion Warden den Fachtag. „Denn die mentale Gesundheit ist eine essentielle und oft unterschätzte Ressource in der Pflege. Nur wenn unsere Mitarbeitenden gute Arbeitsbedingungen haben, die Belastungen am Arbeitsplatz nicht zur Überlastung führen, können wir unserem Auftrag als Wohlfahrtspflege gerecht werden, nämlich, und das gilt gerade bei der Pflege, für Menschen da zu sein, die auf Hilfe und Unterstützung angewiesen sind. Und dies gehört für uns nicht nur zur Erfüllung unseres Auftrages im Rahmen der kommunalen Daseinsvorsorge, sondern ist ein Generationen-Versprechen für ein Altern in Würde.“ 

Stadtdirektor Burkhard Hintzsche betonte in seiner anschließenden Begrüßung: „Ohne mentale Stärke kann die tägliche Arbeit von Pflegenden kaum bewältigt werden. Mentale Gesundheit ist keine Nebensache, sondern ein Fundament, aus dem unsere Kraft und unser Engagement hervorgehen. Um anderen Halt geben zu können, müssen wir gut zu uns selbst sein.“ Wie das auf persönlicher und betrieblicher Ebene gelingen kann, beleuchteten zwei Sprecher des BGF, Institut für betriebliche Gesundheitsförderung. 

Bei den Ursachen für Krankmeldungen lägen psychische Erkrankungen mit 13.6 Prozent auf Platz 3, erläuterte Günther Pauli und widmete seinen Vortrag dem Thema „Gesund bleiben in der Pflege: Was brauchen unsere Fachkräfte?“. Gemeinsam mit dem Fachpublikum diskutierte er die Aspekte Resilienz, Stressmanagement und Schlaf und stellte individuelle und organisatorische Tools vor: Das Fördern positiver Gedanken mit einer Sonnenliste, Perspektivwechsel durch hilfreiche Fragestellungen (was würdest du Freund*innen in der gleichen Situation sagen?), Entspannungstechniken oder Einschlafrituale könnten sinnvoll auf persönlicher Ebene sein. Bei den betrieblichen Maßnahmen standen Sensibilisierung und das Schaffen von Bewusstsein an oberer Stelle. Immer wieder Angebote zu machen wie niedrigschwellige Entspannungsmöglichkeiten oder die Ausbildung von Personen im Betrieb zu Ersthelfer*innen für mentale Gesundheit waren einige der Vorschläge. 

Der nächste Vortrag widmete sich der positiven Psychologie, die danach fragt, was Menschen dabei hilft, glücklicher zu sein, was sie motiviert, wie es ihnen gut geht und sie gerne arbeiten. Die Forschung gehe davon aus, dass die Unterschiede zwischen Menschen im Glücksempfinden zu 50 Prozent genetisch bedingt seien, zu 10 Prozent durch äußere Umstände und zu 40 Prozent durch bewusstes Denken und Verhalten, erläuterte Felix Rump. „Wie kann ich diese 40 Prozent beeinflussen, um positiver mit Belastungen umzugehen?“ Als mögliche Tools für Pflegeeinrichtungen benannte er kleinere Interventionen wie Dankstellen, an denen Bewohner*innen und Angehörige Nachrichten hinterlassen. Individuell könne Dankbarkeitspraxis dabei helfen, das Gehirn darauf zu trainieren, mehr auf die positiven Dinge zu achten. Negative Ereignisse wirkten viermal so stark wie positive, erläuterte er. Für Betriebe könnten stärkenorientierte Führung oder Teamrollengespräche wirksam sein. Das alles lohne sich, denn positive Psychologie wirke sich positiv auf das Arbeitsverhalten aus und zeige sich in höherer Motivation, Lernbereitschaft und Problemlösefähigkeit. Zum Schluss benannte er noch einen besonderen Vorteil gegenüber anderen Branchen, nämlich, den, dass die meisten Pflegkräfte ihren Beruf als sinnvoll empfinden. 

Beim anschließenden Markt der Möglichkeiten stellten Unternehmen digitale Angebote für den Pflegesektor vor: von der Lern-App für Pflegende, über KI-basierte Sprachassistenz, Software für Klient*innen-Anfragen und -Aufnahmen, KI-gestützte Dokumentation bis zu kognitiven und sensomotorischen VR-Therapien. Außerdem stelle die AOK ihre Serviceangebote wie die Patientenbegleitung vor. Im Anschluss und zwischen den Programmpunkten wurde die Zeit genutzt zum Vernetzen und um darüber zu diskutieren, wie Pflege in Zukunft aussehen kann.

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