„Spaltung der Gesellschaft – Demokratie in Gefahr?“ - unter diesem Motto luden die AWO Düsseldorf, die Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf und die Jüdische Gemeinde Düsseldorf zum dritten Paul Gerlach-Forum. Im gut besuchten Beatrice Strauss-Zentrum in der Altstadt richtete eine hochkarätig besetzte Diskussionsrunde den Blick auf die Entwicklung und Steigerung antisemitischer Tendenzen, legte in diesem Kontext den Fokus aber auch auf generelle extremistische Entwicklungen in unserer Gesellschaft. Auf dem von Katharina Knoll moderierten Podium saßen Dr. Bastian Fleermann (Leiter Mahn- und Gedenkstätte), Bert Römgens (Verwaltungsdirektor der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf), Torrent Balsamo (Vorsitzender der Jusos Düsseldorf) und Dr. Hatice Karacuban-Ilhan vom Projekt „Schule ohne Rassismus“ am Friedrich-Rückert-Gymnasium. In ihrer Begrüßung ging die AWO-Vorstandsvorsitzende Marion Warden auf den Namensgeber des Forums ein. „Paul Gerlach war Mitbegründer der AWO Düsseldorf und starb 1944 für seine Werte als Opfer des Nationalsozialismus. Es ist unsere Verpflichtung, diese Werte konsequent gerade in der gegenwärtigen politischen Lage deutlich zu machen und für eine pluralistische Gesellschaft einzutreten.“
„Es gibt nicht nur eine Spaltung, sondern ganz viele Spaltungen. Unsere Zeit wird geprägt von Poly-Krisen“, erklärte Dr. Bastian gleich zu Beginn der Diskussionsrunde. Die Ereignisse in Düsseldorf seit dem Überfall der Hamas auf Israel gingen „weit über das hinaus, was wir in den Jahren zuvor erlebt haben“. Die Stimmung sei, gerade im Blick auf Antisemitismus, „verheerend“.
Bert Römgens malte ein düsteres Bild jüdischen Alltags. „Man kann in Düsseldorf nicht offen mit einem jüdischen Symbol durch die Stadt gehen.“ Ein absoluter Tiefpunkt sei die Demonstration am 9. Oktober vor der Synagoge gewesen, bei der Gottesdienstbesucher antisemitisch beleidigt wurden. Römgens: „Ich bin desillusioniert - der Antisemitismus kommt inzwischen von rechts und von links.“
Aus ihrem Schulalltag berichtete Dr. Hatice Karacuban-Ilhan. „Ich sehe noch keine Spaltung, wohl aber viele die Spannungen und Brüche, die aufkommen.“ Wichtig sei es, mit den Schüler*innen ins Gespräch zu kommen und zu klären, wo und wie sie sich ihre politische Meinung gebildet hätten. „Das ist mühsam, ist aber der einzige Weg, um an das Thema ranzukommen.“
Apropos Gespräche: Torrent Balsamo sieht im Umgang mit Jugendlichen ein ähnliches Problem. „Die Politik schaut eher auf die Menschen, als mit ihnen zu reden. Wir führen teilweise heftige Diskussionen, aber nur so kommen wir an die Jugendlichen ran.“
„Antisemitismus, Rassismus und jede Form von Ausgrenzung stehen in direktem Widerspruch zu den Grundwerten der Arbeiterwohlfahrt“, erklärte Marion Warden in ihrem Schlusswort. „Diese Werte gelten für uns alle und verpflichten dazu, unsere demokratische, vielfältige Gesellschaft aktiv zu verteidigen.“
Mit dem Paul-Gerlach-Forum erinnert die AWO an ihren Vorkämpfer im sozialen Bereich. Das Forum ist als regelmäßige Veranstaltung zur politischen Bildung konzipiert und fand bereits zwei Mal statt.