Digitalisierung auf allen Ebenen

100 Tage im Amt: BBZ-Geschäftsführerin Nadja Hübinger

Die AWO Berufsbildungszentrum gGmbH (BBZ) ist der größte Bildungsträger im Bereich der Jugendberufshilfe und Arbeitsmarktdienstleistungen und zählt zu den Top 10 der Ausbildungsbetriebe in Düsseldorf. Über 400 engagierte Mitarbeitende unterstützen mit professioneller erzieherischer, sozialpädagogischer und fachpraktischer Begleitung über 3.800 Schulkinder, Jugendliche und Erwachsene mit teils vielfältigen Problemlagen. Die Schulsozialarbeit erreicht zusätzlich etwa 13.000 junge Düsseldorfer*innen. Die Ziele des BBZ sind die schulische, berufliche und soziale Integration von Menschen. Die Angebote reichen dabei von Aktivierung über berufliche Orientierung und Vorbereitung bis hin zu Berufsausbildung und Qualifizierung.

Seit Dezember 2021 und damit rund 100 Tage führt Nadja Hübinger die Geschäfte des BBZ. Sie leitete zuvor die Abteilung Offene Ganztagsschulen und Schulsozialarbeit.

Sie sind nun rund 100 Tage Geschäftsführerin des AWO Berufsbildungszentrums und leiten somit einen der größten Ausbildungsbetriebe in Düsseldorf. Was waren die größten Herausforderungen der ersten Monate?

Ganz klar: das Kennenlernen des neuen Arbeitsfeldes Jugendberufshilfe. Durch die komfortable Situation, dass scheidende und zukünftige Geschäftsführung zwei Monate gemeinsam gearbeitet haben, konnte trotzdem ein sanfter Übergang geschaffen werden. Es war und ist mir ein großes Anliegen, mich in die Vielzahl der unterschiedlichen Projekte nicht nur einzuarbeiten, sondern auch, im wahrsten Sinne des Wortes, einzufühlen. Dazu ist Präsenz meist der Schlüssel und dies war ja, bekannter Weise, in den letzten Monaten nicht überall möglich.

Wie fördert das BBZ den digitalen Wandel? Wo liegen die aktuellen Schwerpunkte in der Aus- und Weiterbildung?

Die Corona-Pandemie hat den digitalen Wandel in Deutschland und natürlich auch im BBZ enorm beschleunigt. Nach dem Kontaktverbot in Folge der Corona-Pandemie haben wir die kostenlose Lernplattform „überaus“ des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) als schnelle Lösung zur Durchführung alternativer Angebote für unsere Teilnehmenden eingesetzt. Inzwischen arbeiten wir auch vermehrt mit dem Lernmanagementsystem (LMS) „itslearning“, das einem Großteil unserer Zielgruppe bereits bekannt war.

Wir gehen aber auch in unserer praktischen Ausbildung neue Wege, etwa im Bereich virtuelle Realität. Dafür haben wir einen XR Lab Fachraum eingerichtet. Hier werden Ausbildungs- und andere Lerninhalte als Virtual-Reality- und Augmented-Reality-Anwendungen in den Aus- und Weiterbildungsalltag integriert. Unter anderem wurden ein virtuelles Bewerbungstraining, der virtuelle Zusammenbau eines Kugelschreibers und zahlreiche Berufsorientierungsvideos erstellt. Digitale Technologien als wesentlicher Inhalt der Berufsbildung 4.0 sind ein Megatrend. Unsere Ausbildung setzt deshalb zunehmend auf CNC-Technik, u. a. wurde hierzu im vergangenen Jahr eine neue CNC-Maschine angeschafft.

Der Fachkräftemangel ist eine große Herausforderung. Mit welchen Konzepten wirken Sie diesem entgegen?

Wenn möglich, versuchen wir immer Mitarbeitende festanzustellen, idealerweise in Vollzeit. Dadurch zeigen wir ihnen langfristig Perspektiven auf und binden sie damit natürlich auch. Auch unseren Erzieher*innnen in Ausbildung geben wir eine Übernahmegarantie. Die Corona-Pandemie hat vielen Menschen vor Augen geführt, wie wichtig sichere Jobs sind.

Wie sollten Ihrer Meinung nach die Rahmenbedingungen für die Arbeit des BBZ optimiert werden?

Unsere Maßnahmen und Projekte werden größtenteils über Ausschreibungsverfahren vergeben und oft nur für einen begrenzten Zeitraum gefördert. Das erschwert unsere Arbeit natürlich. Das kostengünstigste Angebot erhält häufig den Zuschlag. Das halte ich für fragwürdig. Letztlich wissen wir doch alle, dass Qualität Geld kostet und daher die Gewichtung auf Qualität gelegt werden sollte.

Wir sind eine tarifgebundene Arbeitgeberin und sehen uns in der Verpflichtung, auch weiterhin daran festzuhalten. Arbeit muss sich lohnen und den Menschen ein gesichertes, den heutigen Lebenshaltungskosten entsprechendes Einkommen bieten.

Was motiviert Sie jeden Tag an Ihrer Arbeit fürs BBZ?

Das ist tatsächlich für mich sehr einfach zu beantworten: die Menschen, für die wir im BBZ tätig sind und die Menschen, die im BBZ arbeiten. Zu sehen, mit welch großer Begeisterung und Tatendrang sich unsere Mitarbeitenden auf den Weg der Veränderung, die ein Führungswechsel nun mal so mit sich bringt, einlassen und sich aktiv einbringen, lässt mich jeden Tag mit großer Freude meine Tätigkeiten für das BBZ aufnehmen.

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