Demokratie in Gefahr: Verbände setzen Zeichen gegen Rechts

Fachtag zum Thema „Demokratie-Gefährdung 2.0“

 

Gemeinsam stark gegen Rechts. Unter diesem Motto haben sich die Düsseldorfer Integrationsagenturen verbandsübergreifend zusammengeschlossen und einen Fachtag zum Thema „Demokratie-Gefährdung 2.0“ veranstaltet. Im Bürgerhaus Bilk versammelten sich mehr als 110 Teilnehmer*innen – darunter Sozialarbeiter*innen, Jurist*innen, Koordinator*innen der Spitzenverbände freie Wohlfahrt, Wissenschaftler*innen, Ehrenamtliche und interessierte Bürger*innen. Organisiert wurde die Veranstaltung vom Netzwerk der Düsseldorfer Integrationsagenturen. AWO-Mitarbeiter Ataman Yildirim koordinierte als Sprecher des Netzwerkes den Fachtag. 

Besonders erfreut über die große Resonanz zeigte sich Gastrednerin Tanja Grümer, Referatsleiterin im Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration NRW. „Das zeigt: Dieses Thema ist hochaktuell“, betonte sie. Sie sprach von zunehmender Polarisierung, vor allem in den sozialen Netzwerken, und hob hervor: „Eine offene Gesellschaft braucht Migration.“

In ihrem Grußwort äußerte sich auch Marion Warden, liga-Sprecherin und Vorsitzende des Vorstands der AWO Düsseldorf, erfreut und zugleich besorgt über das hohe Interesse am Fachtag: „Es zeigt, dass wir uns Sorgen um unser Land machen müssen. Rassistische Ressentiments sind kein Randproblem mehr – sie sind längst in der gesellschaftlichen Mitte angekommen. Das Klima wird rauer.“ Gleichzeitig betonte sie die Stärke der Gegenbewegung und lobte, dass sich Stadt, AWO, Caritas, Diakonie, der Paritätische, Rotes Kreuz und die Jüdische Gemeinde, zusammengeschlossen haben, um gemeinsam Haltung zu zeigen. „Das sind immerhin rund 10.000 Beschäftigte, die sich für Demokratie einsetzen.“

Ein eindringliches Signal setzte Dr. Mehmet Gürcan Daimagüler, ehemaliger Antiziganismus-Beauftragter der Bundesregierung und Nebenklagevertreter im NSU-Prozess. Er machte deutlich, dass es nicht reicht, nur auf Missstände hinzuweisen. Vielmehr trage jede und jeder Einzelne Verantwortung: „Die Demokratie und den Rechtsstaat zu verteidigen ist ein Auftrag für uns alle.“ Daimagüler erinnerte daran, dass gerade in Zeiten wachsender Bedrohungen durch Rechtspopulismus und -extremismus Schweigen keine Option sei. Sein Appell: Mut zeigen, Haltung bewahren und sich aktiv gegen Spaltung stellen. Offen plädierte er zudem für ein Verbot der AfD – eine Aussage, die im Publikum lebhaft diskutiert wurde.

Auch die Analyse von Prof. Dr. Derya Gür-Seker, Expertin für Sprache und Rhetorik der Rechten, regte zum Nachdenken an. Sie untersucht seit Jahren, wie Begriffe wie „Flut“, „Invasion“ oder „Bevölkerungsaustausch“ gezielt in sozialen Medien verbreitet werden, um Ängste zu schüren. Ihr Fazit: „Wer die Demokratie schützen will, muss die Kommunikationsstrategien der Rechten kennen – und ihnen mit ebenso gezielten Gegenstrategien begegnen.“ Um der Normalisierung rechter Narrative zu begegnen, seien in den Medien Live-Faktenchecks, aber auch eine journalistische Ausbildung notwendig, die Wissen über rechte Strukturen und Strategien vermittle. 

In der abschließenden Podiumsdiskussion, moderiert vom ehemaligen Polizeibeamten Dirk Sauerborn, wurde das Erstarken der AfD in Düsseldorf beleuchtet. Auf dem Podium: SPD-Fraktionsvorsitzende Dr. Sabrina Proschmann, Integrationsratsmitglied Missagh Ghasemi (CDU), Ratsherr Samy Charchira (Grüne), Ratsherr Helmut Born (Die Linke) und Ronja Munko vom Jugendring Düsseldorf. Alle äußerten kurz vor den Kommunalwahlen große Sorge über das mögliche Abschneiden der AfD – insbesondere im Stadtteil Garath.

Und so weltoffen sich Düsseldorf auch gibt, am Ende waren sich alle Diskutierenden einig: „Ja, wir haben ein Problem mit Rassismus und Rechtsextremismus.“ Aber noch deutlicher ist: „Wir halten dagegen – gemeinsam, laut und entschlossen.“

Zurück zur Übersicht