AWO zu Gast im Schauspielhaus

Detlef Weber diskutiert beim Bürger-Dinner über Kinderrechte

Ausverkauft war das Bürger-Dinner im Jungen Schauspiel. Dieses Mal ging es um die Kinderrechte und gut 100 Besucherinnen und Besucher kamen am Montagabend in das Theater an der Münsterstraße, wo seit zwei Jahren eine besondere Form des Salons gepflegt wird: An schön gedeckten Tischen werden bei einem vegetarischen Drei-Gang-Menü gesellschaftspolitische Diskussionen geführt, befeuert von Experten, denen die Aufklärung am Herzen liegt und der Einsatz für die Menschenwürde. „Ohne Kinderrechte würde es kein Kindetheater geben“, begrüßte Fischer-Fels, Leiter des Jungen Schauspiels, seine Gäste. „Wir wollen heute darüber sprechen, welche Rechte die Kinder haben und wo sie mit Füßen getreten werden.“ Die Vereinten Nationen haben 1989 die UN-Kinderrechtskonvention verabschiedet. Wo stehen wir heute, 30 Jahre später? lautete die Kernfrage des Abends.

Detlef Weber, Geschäftsführer der AWO Familienglobus gGmbH sprach im Schauspielhaus unter anderem über Kinderarmut. (Foto: Uwe Schaffmeister)

Für die AWO Düsseldorf war Detlef Weber, Geschäftsführer der AWO Familienglobus gGmbH, als Experte geladen, neben Sozialphilosophin Katja Neuhoff von der Hochschule Düsseldorf und Theateraktivist Roger Williams Mpaata aus Uganda. Die AWO tritt seit 40 Jahren für den Schutz der Kinder ein. „Ja“, stimmte Detlef Weber Wissenschaftlerin Neuhoff und Gästen zu, „es ist wichtig, dass die Kinderrechte im Grundgesetz verankert werden. Genauso wichtig ist es jedoch, dass sie eingehalten werden. Sonst nützen sie niemandem.“ 

Stets ausverkauft: das Bürger-Dinner im Jungen Schauspiel, bei welchem gesellschaftspolitische Themen diskutiert werden. (Foto: Uwe Schaffmeister)

Da, wo professionelle Hilfe gefragt ist, weil Eltern nicht erkennen, wenn ihre Kinder in Not sind oder aber selbst zur Gefahr werden, greift das Hilfesystem von Wohlfahrtsverbänden wie der AWO Düsseldorf. Hinschauen und handeln sei in diesem Zusammenhang ein wichtiges Prinzip, das alle angehe, betonte Weber. Zumal manche Bedrohung – obwohl existenziell - nicht gleich erkannt werde. „Armut ist ein riesiger Skandal in dieser Gesellschaft“, sagte Weber. „In Deutschland gibt es vier Millionen Kinder, die unterhalb des Existenzminimums leben; in Düsseldorf betrifft das 20 Prozent der Kinder.“ Um das Ausmaß zu verdeutlichen, nannte Weber ein Beispiel: Einer Lehrerin fiel auf, dass ein Schüler während des Sportunterrichts humpelt. Als sie ihn darauf ansprach, stellte sich heraus, dass seine Turnschuhe zwei Nummern zu klein waren und die Zehen massiv einengten: Zuhause gab es schlichtweg kein Geld für eine neue Ausstattung.

"Ohne Kinderrechte kein Kindertheater", sagte Stefan Fischer-Fels, Leiter des Jungen Schauspiels. Foto: Uwe Schaffmeister

 „Es schwierig, sich das vorzustellen, wenn man wie ich in eine andere Familie hineingeboren wird", kommentierte Eftalya Aylin Cinkilinc. Die Schülerin des Friedrich-Rückert-Gymnasiums in Rath und Mitglied im Jugendrat der Stadt gehörte am Montagabend mit Philine Berges und Pablo Vuletić zum jugendlichen Moderatorenteam. „Wie gut sind Sie über die Armut von Düsseldorfer Kindern informiert“ lautete Detlef Webers Frage an die Gäste im Saal. „Was, glauben Sie, kann die Stadt tun? Wie kann man selbst aktiv werden?“ An Tischen entwickelten sich anregende Gespräche. „Klar freue ich mich über ein Shirt von einem coolen Modelabel“, sagt der 14 Jahre alte Amir. „Aber deswegen lästere ich doch nicht über die, die so etwas nicht tragen.“

Drei Fachleute, gut hundert Besucherinnen und Besucher – das ergibt eine Vielzahl an Perspektiven, und genau darum geht es bei dem Bürger-Dinner. Eine Haltung einzunehmen zu einem Thema, das die Gemeinschaft berührt und offen darüber zu sprechen. Selbstverständlich ist das nicht, weiß Theateraktivist Roger Williams Mpaata, der von Mädchen berichtet, die in seiner Heimat zwangsverheiratet werden, von seinen jüngeren Geschwistern erzählt, die Erwachsenenarbeit verrichten müssen. „Ich bin in einem Dorf in Uganda aufgewachsen. Bei uns haben Vater und Mutter das Wort, nicht die Kinder. Wir durften schlichtweg nicht sprechen. Deswegen bin ich sehr glücklich, dass ich heute hier sein darf.“

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