"Eigeninitiative ist mehr gefragt"

Internationaler Tag der Migrant*innen

Zum Internationalen Tag der Migrant*innen am 18. Dezember sprachen wir mit der AWO-Migrationsberatung für Erwachsene (MBE) über ihre Arbeit - eine herausfordernde Tätigkeit gerade in Zeiten der Corona-Pandemie.

Wie hat sich Ihre Arbeit während der Corona-Krise gestaltet und welche Veränderungen und Herausforderungen mussten Sie meistern?

Neben dem Kontakt zu Ratsuchenden war es auch vor allem der Kontakt zu öffentlichen Institutionen, welche unsere Arbeit stark beeinflusste. Wir haben Kontakte zu verschiedenen Sachbearbeiter*innen hergestellt, die behilflich waren, die Anliegen ratsuchender Personen zu klären. Selbstverständlich war im Rahmen der Kommunikation mit Dritten eines unserer wichtigsten Kriterien stets der Schutz personenbezogener Daten von Ratsuchenden.

Wenn Sie ebenfalls im Homeoffice waren, wie haben Sie den Kontakt zu İhren Klient*innen aufrechterhalten können?

Einen großen Teil der Ratsuchenden konnten wir über Mobiltelefon und E-Mail gut erreichen. Zu allen anderen hielten wir den Kontakt auch über Festnetz, Fax und dem Postweg aufrecht.

Welche positiven Auswirkungen hatte die Corona-Krise auf İhre Arbeit?

Als positiven Effekt erlebten wir den Ausbau der Kommunikation zu öffentlichen Institutionen. Wir bemerkten eine stärkere Initiative und Offenheit zur Kooperation seitens der Mitarbeitenden in öffentlichen Einrichtungen. In diesem Zusammenhang erfuhren wir auch eine stärkere Wertschätzung unserer Arbeit.

Was haben Sie daraus gelernt und können Sie dies in Zukunft als Chance sehen und nutzen?

Wir haben gelernt, dass unsere Beratung nicht auf persönliche Interaktionen beschränkt werden muss. Viele Anliegen von Ratsuchenden lassen sich auch auf digitalem Wege gut lösen. Wir haben wahrgenommen, dass die Hilfe zur Selbsthilfe, welches eines unserer grundlegenden Ziele ist, gefördert werden konnte. Ratsuchende entwickelten neue Wege, um mehr Autonomie zu erlangen.

Welchen Einfluss werden die folgenden Jahre Ihrer Einschätzung nach auf die Integration der Migrant*innen haben?

Die genauen Folgen abzuschätzen ist schwierig; aus den Erfahrungsberichten der Ratsuchenden haben wir allerdings erfahren, dass sich die Integrationskurse in digitaler Form für viele schwierig gestalten. Die Situation verlangt eine viel stärkere Eigeninitiative, welche unter Berücksichtigung der Lebensumstände ratsuchender Personen oft nicht ausreichend zu gewährleisten ist. Denn Menschen, die neu nach Deutschland zuwandern, müssen sich neben dem Integrationskurs mit Themen wie Schule, Kita, Wohnung, Finanzen, Gesundheit, Arbeit, öffentliche Institutionen etc. auseinandersetzen. Um das Erlernen der deutschen Sprachen effektiver zu gestalten, müsste die digitale Lehre ausgebaut werden.

Wie sind die Kinder der Migranten*innen und Flüchtling*innen in dieser schwierigen Zeit unterstützt worden? Gibt es heute Angebote wie Förderunterricht und geförderte Projekte für Bedürftige?

Im Rahmen unserer Tätigkeit haben wir verstärkt festgestellt, dass vor allem Kinder vernachlässigt wurden. Es wurde kein Förderunterricht für Kinder implementiert, die auch im eigenen Zuhause schon nicht hinreichend unterstützt werden konnten. Lediglich punktuelle Hilfen wie bspw. das Vorlesen für Kinder über das Microsoft-Teams Programm, wurden umgesetzt.

 

Foto oben: pixabay.de

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